Die ARD hat eine Themenwoche Krebs ausgerufen. Tag 2 ist fast vorüber und ich glaube, ich werde das Erste in dieser Woche meiden. Nein, nicht weil ich mich mit dem Thema nicht auseinandersetzen will, ganz im Gegenteil. Ich finde das Thema sehr wichtig, aber wie die ARD das anpackt, gefällt mir ganz und gar nicht.
Muss es wirklich sein, dass Beckmann mit Heide Simonis über Brustkrebs spricht? Wieso sitzen bei Maischberger irgendwelche „Experten“, die auf mich keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck machen. Und warum wird die ganze Zeit vermittelt, man müsse nur zur Früherkennung gehen, dann wird alles gut? Und wer nicht raucht, joggt und sich immer gesund ernährt, den trifft es nicht. Der Rest ist selber schuld. Das kann doch nicht der Tenor einer solchen Aufklärungswoche sein! Aber so kommt mir das die ganze Zeit vor. Ich kenne aber auch Menschen, die nicht geraucht haben, sportlich sind und die es trotzdem erwischt hat. Und was ist mit den ganzen Kindern? Rauchen die? Sind die nicht aktiv? So einfach ist das Leben eben nicht. Die Sache ist meist viel komplexer.
Die ARD hat bislang versäumt mal darüber zu diskutieren, wie wir mit krebskranken Menschen umgehen. Stattdessen werden durchweg Leute präsentiert, insbesondere Frauen, die den Krebs erfolgreich bekämpft haben. Ja, verstehe ich alles, soll Mut machen. Das ist ja auch wichtig. Aber zur wirklichen Auseinandersetzung mit Krebs gehört auch, dass es auch Menschen gibt, die daran sterben. Wie gehen wir damit um? Wie mit den Familien, die einen Angehörigen verlieren? Es gibt auch Menschen, die durch eine Krebserkrankung eine Behinderung bekommen. Was ist mit denen? Stattdessen höre ich bei der ARD viel über wieder genesene Promis, die im Zweifelsfall ganz andere Netzwerke zur Verfügung haben als das bei 08/15-Kassenpatient der Fall ist.
Also so richtig tiefgründig hat die ARD das Thema bislang nicht angepackt: Welche Therapie ist besser? Alternative oder Schulmedizin? Um viel mehr ging es bislang nicht.
Achja, und dann die Schuldfrage natürlich. Es ist vielleicht auch typisch für unsere Zeit, dass es immer einen Schuldigen geben muss, eben auch für eine Krankheit. Es fällt immer schwerer, Dinge einfach anzunehmen. Ich weiß, dass ist von den betroffenen Menschen in der jeweiligen Situation vielleicht zu viel verlangt. Ich meine das eher in Bezug auf die allgemeine Akzeptanz der Krankheit Krebs. Für die meisten Krankheiten, und da zählt teilweise auch Krebs dazu, gibt es keine oder ganz komplexe Ursachen.
Ich hätte mir gewünscht, dass durch so eine Woche insbesondere signalisiert wird, dass Krankheit und Tod zum Leben dazu gehören, wir aber die verdammte Pflicht haben, den kranken Menschen dennoch die bestmögliche Versorgung und Unterstützung zukommen zu lassen. Aber was heißt das? Dazu hätte ich mir mal abseits von Pharmalobby und Heilertum eine Diskussion gewünscht. Ganzheitlich und auf breiter Ebene.