England hat seinen eigenen Ashley X-Fall. Eine Mutter möchte die Gebärmutter bei Ihrer Tochter entfernen lassen, damit diese ihre Periode nicht bekommt. Das Mädchen ist 15 und ist von Geburt an behindert. Sie hat Cerebralparese und benötigt rund um die Uhr Assistenz. Kaum eine Sendung im Radio oder Fernsehen, die das Thema nicht behandelt. Seit Sonntag laufen die Call-In-Sendungen zu dem Thema auf allen Kanälen.
Ich habe mehrere Interviews mit der Mutter gehört und verstehe ihre Beweggründe nicht. Sie sagt, sie möchte ihre Tochter vor Menstruationsbeschwerden schützen. Sie möchte nicht, dass sie leidet. Nun hat die Tochter aber wohl ihre Periode noch gar nicht, wenn ich das richtig verstanden habe. Man weiß also gar nicht, ob sie wirklich Menstruationsbeschwerden bekommen wird und wie diese ausfallen. Zudem sind Menstruationsbeschwerden heutzutage ja ganz gut in den Griff zu kriegen und es gibt auch Pillen, die die Periode einfach abschaffen. Kann sie die Pille nicht schlucken, gibt es auch die Möglichkeit, ein kleines Teil unter die Haut zu setzen, dass die Hormone abgibt. Und wahrscheinlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, die ich gar nicht kenne. Das alles steht jedenfalls in keinem Verhältnis zu einer Totaloperation und den Folgen. Auf die Frage, ob sie den Pflegeaufwand runterschrauben will, sagte die Mutter im Interview, da die Tochter sowieso inkontinent sei, mache das keinen Unterschied. Sie sagt selbst, es gebe keinen medizinischen Nutzen. Es gehe darum, ihrer Tochter eine bessere Lebensqualität zu geben. Die Tochter könne zudem nicht mit der Periode umgehen.
Die Behindertenverbände, vor allem Scope, ein Verein für Leute mit Cerebralparese, sind auf den Barrikaden. Ein Gericht muss jetzt entscheiden, ob das Mädchen ihre Gebärmutter behält oder nicht. Scope sagt, auch eine Frau mit Behinderung habe ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und die Risiken (frühzeitige Menopause, Osteoporose) stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Warum also, frage ich mich, will die Mutter unbedingt verhindern, dass das Mädchen in die Pubertät kommt? Ich bin sehr gespannt, wie das Gericht entscheidet. Die Anrufer in den Sendungen unterstützen übrigens mehrheitlich die Mutter. Die Begründung ist, dass Eltern alleine entscheiden sollten, was mit ihren Kindern passiert und was nicht. Dieser Meinung bin ich übrigens so ohne jede Einschränkung nicht.