Nach unserer 13-stündigen Zugfahrt von Toronto nach New York waren wir froh, endlich im Hotel zu sein. Wir hatten ein anderes Hotel gebucht als am Anfang unseres Urlaubs. Es lag in Jersey City, auf der anderen Seite des Hudson River. Wir konnten vom Hotel aus, die Skyline New Yorks sehen.
Ich hatte das Hotel online auf der Website der Kette Candlewood Suites gebucht. Zu meiner großen Freude waren sogar die barrierefreien Zimmer online buchbar. Ich wählte es aus, buchte und bekam sofort eine Mail mit der Buchungsbestättigung. Auch der Zimmertyp „Wheelchair“ wurde mir bestätigt. Alles perfekt, dachte ich.
Als wir also total müde im Hotel ankamen, stellte sich heraus, dass sie unser Zimmer aus Versehen an nicht behinderte Gäste vergeben hatten. Sie konnten uns nur ein nicht barrierefreies Zimmer geben. Ich schaute mir das Zimmer an und stellte fest, dass ich nicht einmal zur Toilette kam. Unakzeptabel für mich – nicht mal für eine Nacht! Sie zeigten uns ein anderes Zimmer. Das gleiche Problem. Und immer wieder die Anmerkung der Hotelangestellten: „Die barrierefreien Zimmer sind belegt. Ich kann Ihnen nicht helfen.“ Ich ließ mich aber gar nicht aus der Ruhe bringen und sagte ihr, dass ich bereit bin, Kompromisse einzugehen, aber sicherlich nicht auf eine Toilette verzichte. Wie sollte das auch gehen? Sie habe das Problem verursacht, nun solle sie es auch lösen.
Sie sagte mir, dass alle Hotels in der Umgebung ausgebucht seien. Habe ich alles geglaubt, interessierte mich nur nicht. Denn ich wollte ja nicht wissen, wo wir nicht schlafen, sondern wo doch. Wir blieben hartnäckig, setzten uns in die Lobby. Abgesehen davon wussten wir auch nicht, was wir sonst hätten tun sollen. Es war nach Mitternacht, wir waren spät angekommen und zudem bereits fast eine Stunde auf „Zimmer anschauen“-Tour gewesen.
Als sie merkten, dass wir es wirklich ernst meinen, kam Bewegung in die Sache. Ich war gespannt, was sie sich einfallen ließen. Ich tippte auf Umzug in ein anderes Hotel einer anderen Kette. Auf die eigentliche Lösung wäre ich allerdings nicht gekommen: Sie riefen den Gast im barrierefreien Zimmer an (es war 0.30 Uhr!) und baten sie, umzuziehen. Und die Frau erklärte sich dazu bereit. Was ein Glück für uns – wir waren echt froh!
Ich wunderte mich die ganze Zeit über das etwas „unamerikanische Verhalten“. Da brauchte man nicht mal das Amerikanische Antidiskriminierungsgesetz für bemühen – es war klar, dass ich ein Recht darauf hatte, ein barrierefreies Zimmer zu beziehen – bei dieser eindeutigen schriftlichen Buchungsbestätigung. Ich nahm mir vor, von zu Hause aus dem Management der Kette eine Mail zu schreiben, aber sie kamen mir zuvor.
Als wir abends zurück kamen, fand ich einen dicken Brief unter unserer Tür. In einem einseitigen Brief entschuldigte sich das Hotel bei uns in aller Form. Sie hatten ihren Fehler eingesehen und auch verstanden, dass ich nicht auf ein Fenster mit Meerblick bestehe, sondern darauf, meinen Grundbedürfnissen gerecht zu werden. Zusätzlich befanden sich in dem Brief fünf Gutscheine mit Punkten für das Kundenprogramm der Kette. Wir waren versöhnt!
Das Hotel kann ich übrigens empfehlen. Es liegt direkt an einer U-Bahnstation, die einen in 10 Minuten nach Manhattan bringt. Ein Einkaufszentrum mit Kino ist auch in der Nähe und die Zimmer sind groß mit eigener Küche. Die barrierefreien Zimmer sind übrigens wirklich barrierefrei.