Den ersten Kontakt mit „Holiday Inn“-Hotels hatte ich wohl in den USA als ich dort das erste Mal war. Preisgünstig und so gut wie immer barrierefrei. Ich war ab und an immer mal wieder in den Hotels, vor allem in den USA. Als wir dann nach Australien fuhren, blieben wir fast die ganze Zeit in immer anderen Hotels der Kette, denn wir wussten, sie sind barrierefrei. Ich kann mich nicht erinnern, dass das damals besonders beworben wurde. Es war einfach so und mir gefiel das.
Als ich in England eine Wohnung suchte, verbrachte ich auch Zeit in einem „Express by Holiday Inn“-Hotel. Warum? Ich wusste, sie waren barrierefrei und ich war alleine unterwegs und wollte keine Experimente machen.
Dann begegnete ich „Holiday Inn“ auf einer Messe hier in England – einer Messe, die ähnlich wie die Rehacare in Düsseldorf, in erster Linie Hilfsmittel präsentiert. Es war die Naidex in Birmingham. Dort erzählte man mir, man werde jetzt in immer mehr Hotels in Großbritannien Lifter vorhalten, damit auch Leute, die mit einem Lifter ins Bett gehoben werden müssen, diesen nicht immer mitschleppen müssen. Nicht jeden behinderten Menschen kann man mal einfach so ins Bett oder im Bad heben, vor allem wenn nur eine Assistenz dabei ist und er selber nicht mithelfen kann. Ich brauche zwar keinen Lifter, aber ich fand es natürlich dennoch super.
Peterborough
Dann waren wir vor ein paar Wochen in Peterborough im Norden Englands. Ich wollte auf eine Messe auf denen Autoumbauten für behinderte Autofahrer präsentiert werden. Wir buchten ziemlich kurzfristig, bekamen aber noch ein barrierefreies Zimmer. Am Tag der Anreise bekam ich einen Anruf (ich hatte online gebucht), ob ich wirklich das barrierefreie Zimmer brauchte. Ich sagte, das dem so sei und man sagte mir, das sei in Ordnung. Sie wollten bei Onlinebuchungen nur sicherstellen, dass nicht jemand anderes das Zimmer bucht. Ansonsten seien die barrierefreien Zimmer weg, wenn sie wirklich jemand braucht, der darauf angewiesen ist. Da war ich schon recht beeindruckt. Es dachte jemand mit.
Im Falle eines Falles…
Beim Einchecken erlebte ich etwas, was ich noch nie irgendwo erlebt habe – und ich kenne hunderte Hotels: Man gab mir ein Formular, das meinen Assistenzbedarf im Notfall abfragte. Also, kann ich im Falle eines Feuers Treppen gehen oder nicht? Reise ich alleine? Wenn nicht, brauche ich zur Evakuierung dennoch jemanden zusätzlich? Etc.
Das Hotel war nicht neu und hatte mehrere Ebenen und Stockwerke. Unser Zimmer lag im Hochparterre und war über einen Treppenlift aus der Lobby erreichbar. Zudem gab es einen weiteren Ausgang, eigentlich ein Notausgang, direkt gegenüber unseres Zimmers und davor einen weiteren Behindertenparkplatz. An den Behindertenparkplätzen war ein wies ein Schild darauf hin, dass man gerne die Rezeption anrufen könne, wenn man Hilfe benötige samt Telefonnummer.
Die Zimmer
Dann ging es weiter: Natürlich war das Zimmer wirklich barrierefrei – für Rollstuhlfahrer, blinde Menschen (Braille etc.) und gehörlose Gäste (Lichtsignalanlage). Es gab einen eigenen Evakuierungsplan für Rollstuhlfahrer.
Der Fernseher hatte Kanäle mit und ohne Untertitel einprogrammiert.
Ein Hinweisschild erläuterte das. Man musste also nicht erst die Fernbedienung studieren, um Fernsehen mit Untertitel zu schauen. In der Hotelbroschüre im Zimmer gab es umfangreiche Informationen zur Barrierefreiheit. Man wies darauf hin, dass der Fitnessbereich aufgrund des Alters des Hotels nicht barrierefrei sei, aber man die Eintritts- und Fahrtkosten zum nächsten barrierefreien Fitnesscentre übernehmen werde. Am meisten beeindruckt hat mich aber der Wasserkocher mit dem Hinweis, dass wenn man diesen nicht bedienen könne, man kostenfrei den Zimmerservice in Anspruch nehmen könne.
Und dabei geht es nicht einmal um die 2 Euro, die vielleicht ein Tee kosten würde, sondern um die Liebe zum Detail. Da hat echt jemand mitgedacht!
Dann sind wir also zu der Messe gefahren. Und wer hatte wieder einen Stand dort? Genau. Die „InterContinental Hotel“-Gruppe (IHG), zu der „Holiday Inn“-Hotels gehören. Es ist ganz klar, die haben behinderte und ältere Menschen als Zielgruppe entdeckt und setzen das jetzt professionell, wie es sich für eine solche Hotelgruppe gehört, um. Interessant fand ich dabei, dass die meisten Sachen, die ich so positiv fand, gar nicht viel bis nichts an Kosten für das Hotel verursachen. Einen Fernseher so zu programmieren, dass er auch für gehörlose Gäste bequem bedienbar wird? – Peanuts. Ein Schild, dass man gerne einen Tee aufs Zimmer bringt? – Peanuts. Und hinzu kommt, viele Leute werden das gar nicht in Anspruch nehmen, weil sie es nicht brauchen. So wie ich. Dennoch ist der positive Effekt bei allen Gästen gegeben. Denn was kann einem Hotel besseres passieren als den Eindruck zu erwecken „Die kümmern sich wirklich um alles.“