Heute war ich bei der Deutschen Botschaft, um mir bestätigen lasse, dass ich noch lebe. Ich hatte durch eine Stichprobe im Freundeskreis schon rausgefunden, dass die Botschaft wahrscheinlich nicht barrierefrei ist – mehr als fünf Leute haben übereinstimmende Angaben gemacht. Ich war dann doch sehr überrascht, dass ich dann ein Rollstuhleingangsschild samt Klingel sah und habe geklingelt. Es meldete sich eine Stimme, die mir sagte, dass der Eingang mir nichts nutze, der führe nur in den nicht-öffentlichen Bereich, der mit dem öffentlichen Bereich, also der Konsularabteilung, nicht stufenlos verbunden sei. Ein Schäuble-Eingang also, falls er mal nach London kommt, aber kein Eingang für mich.
Nun muss man sagen, dass dieser Teil der Deutschen Botschaft nicht 100 Jahre alt ist. Das bauliche Problem wäre durchaus lösbar. Eine Mitarbeiterin kam zu mir und sagte, ich solle an der Treppe warten, sie würde jemanden von der Konsularabteilung rausschicken. Es war wirklich saukalt und bei Regen wäre ich schon wegen des Kopfsteinpflasters da nie angekommen und hätte umdrehen müssen. Als ich mich gerade an der Treppe häuslich eingerichtet hatte, kam ein Paar mit Kinderwagen raus, die ihrem Ärger über die Stufen bei mir Luft machten. Das sei ja ne Zumutung für Leute mit Kinderwagen und Leute wie mich. Damit hatten sie durchaus recht, aber ich war wirklich der falsche Adressat. Die Treppe dort wäre durchaus überbrückbar. Mit Hublift oder was auch immer. Man muss es nur machen.
Während ich dort wartete, kamen viele Eltern mit Kinderwagen vorbei. Die Mitarbeiter der Botschaft schleppten einen Kinderwagen nach dem anderen hoch, wenn nur ein Elternteil dabei war. „Wir machen das hier den ganzen Tag,“ meinte ein Mitarbeiter zu mir. Und ein anderer sagte: „Wir sind halt nicht die Amerikanische Botschaft. Da läuft das anders.“ Dem Zweiten habe ich dann mal einen Vortrag über das Behindertengleichstellungsgesetzes des Bundes gehalten, das auch für das Auswärtige Amt gilt. Eigentlich müsste das seit 2002 auch bei den Deutschen anders laufen.
Meinen Wisch habe ich tatsächlich bekommen. Und eine Entschuldigung auch. Es sei ihnen sehr peinlich, dass ich meine Angelegenheiten vor der Tür klären müsste. Dafür haben sie mir auch noch die Verwaltungsgebühr erlassen. Dabei hätte ich die wirklich gerne gezahlt – zur Finanzierung des Hublifts.