Über den Anblick einer contergangeschädigten Praktikantin haben sich Angehörige von Altenheim-Bewohnern beschwert, schreibt die taz Bremen. Der Anblick der Frau, die in dem Altenheim am Empfang arbeitete, sei zu belastend, beschwerten sich die Angehörigen bei der Heimleitung. Die Heimleitung bietet ihr daraufhin an, statt am Empfang künftig in der Küche zu arbeiten. Die Rollstuhlfahrerin lehnt das ab und beendet das Praktikum.
Ich weiß gar nicht, was mich wütender macht. Die Angehörigen, die sich bei der Heimleitung beschwert haben, oder die Heimleitung, die nicht das Rückgrat hat, zu ihrer behinderten Mitarbeiterin zu stehen. Diskriminierungen kommen immer wieder vor. Behinderte Menschen, die sich nicht zu Hause verstecken, leben damit tagtäglich. Aber man kann nicht immer allein auf weiter Flur dagegen ankämpfen. Ohne die Solidarität der Arbeitgeber, Kollegen, Freunde, Mitschüler, Familienmitglieder, Nachbarn geht es nicht.
Die Heimleitung hätte sich es verbitten müssen, dass eine Mitarbeiterin derart beleidigt wird und sie selbstverständlich weiterhin am Empfang einsetzen müssen. Aber dazu braucht es eben Rückgrat und die gefestigte Meinung, dass behinderte Menschen gleichberechtigt an dieser Gesellschaft teilhaben sollen. Immer und überall. Wer daran zweifelt, wird es nie schaffen, sich vor eine behinderte Mitarbeiterin zu stellen. Der bietet an, sie in der Küche unterzubringen.