Es ist „Global Entrepreneurship Week“ – also Existenzgründerwoche – und aus diesem Anlass finden in London diverse Veranstaltungen statt. Die
Da ich, wie gesagt, dort ein- und ausgehe, kannte ich auch den Saal, in dem das Ganze stattfinden sollte. Ich wusste, es gibt elektrische Türöffner, Platz für 1-2 Rollstühle in der ersten Reihe, Behindertentoiletten etc. Ideale Voraussetzungen also. Und so dauerte der Bestellvorgang auch nur 2 Minuten.
Als ich dann an dem Abend dort ankam, war ich überrascht: Die Rollstuhlplätze waren verschwunden und mit auf dem Boden installierten Stühlen ausgefüllt. Ich schaute mich etwas irritiert im Saal um. Da kam auch schon jemand vom Veranstalter hinter mir her und stotterte wenig freundlich rum. Dann sagte sie mit kräftiger Stimme: „Haben Sie uns darüber informiert, dass sie Rollstuhlfahrerin sind?“. Ich merkte, wie Ärger in mir aufstieg. Da haben die einen komplett barrierefreien Saal, bauen den um, um zwei Leute mehr in den Saal zu kriegen (dafür aber einen Rollstuhlfahrer weniger) und ich soll schuld sein? Also sagte ich in ähnlich bestimmtem Ton: „Ja, natürlich.“ Und ganz gelogen war es nicht. Die
Das Auslöffeln bestand dann darin, einen Platz zu finden, wo ich stattdessen stehen sollte. Schließlich sollte ich den VIPs in der ersten Reihe nicht die Sicht versperren und die Sitze brauchte man auch alle für eben diese. Es gab eine ziemliche Rumrennerei seitens der Veranstalter. Ein Sitz wurde dann doch geopfert und ich konnte dem Schauspiel beiwohnen.
Natürlich gehe ich auch nächstes Jahr wieder hin. Auch um zu schauen, ob der Rollstuhlplatz nicht wieder zweckentfremdet wurde. Vielleicht haben sie durch die Rumrennerei ja gemerkt, dass das ein Event sein sollte, bei dem jeder Existenzgründer oder Inhaber willkommen sein sollte. Und willkommen fühlt man sich nur dann, wenn man nicht darum bitten muss, auch einen Platz zu bekommen.
Die Geschichte hat mich an meine ersten Tage bei BBC erinnert als für mich beim Einführungsseminar selbstverständlich ein Stuhl weggenommen wurde – bevor ich den Saal überhaupt gesehen hatte. Es ist nur eine kleine Geste, die aber einen großen Unterschied macht.