Britain's missing Top Model

Christiane Link

In Großbritannien ist gerade „Britain’s missing Top Model“ gekürt worden. Das ist eine Reality-Serie der BBC, bei der am Ende eine behinderte Frau ein Fotoshooting mit der Zeitschrift Marie Claire gewinnt und eben „Britains missing Top Model“ ist.
Ich habe mir die vorletzte Folge der Serie auf BBC3 angesehen und fand es eine sehr merkwürdige Serie. In der letzten Folge waren noch drei Frauen übrig. Gewonnen hat dann am Ende eine Frau, der ein Unterarm und die Hand fehlt. Nicht zuletzt deswegen, weil die Behinderung am wenigstens Einfluss auf den Modellalltag hat. Na prima!

Die Sendung ist alles in allem ziemlich langweilig. Es wird thematisiert, dass die Rollstuhlfahrerin beim Außentermin nicht aufs Dach kommt und getragen werden muss. Wie überraschend! Und überhaupt dreht sich eigentlich nur alles darum, was die Frauen NICHT können. Das soll inspirierend für andere behinderte Frauen sein? Na, ich weiß nicht. Im Guardian gab es einen ganz guten Kommentar zu der Sendung. Die Autorin hat genau das gleiche Problem wie ich: „Though I haven’t seen all of them, I fear that this competition seems to be highlighting what the girls can’t do, rather than all the things they can.“

In Deutschland läuft gerade auch zum x.-ten Mal ein Modellwettbewerb für behinderte Frauen. Die Welt berichtet mit Bildergalerie und fragt ihre Online-Leser, ob es überhaupt Schönheitswettbewerbe für Behinderte geben soll. Die vorgegebenen Antworten sind: „Ja, auch gehbehinderte Frauen sind schön.“ oder „Nein, Behinderte sollten nicht zur Schau gestellt werden.“ Die Welt ist tief ins Sommerloch gefallen, wie mir scheint.

Ich finde Modell-Wettbewerbe insgesamt eine ziemlich bescheuerte Angelegenheit. Sie werden auch nicht besser, wenn behinderte Frauen daran teilnehmen. Was mich aber stört ist die Annahme, die Gewinnerin werde zum Vorbild für andere behinderten Frauen und würde das Bild von behinderten Menschen in der Öffentlichkeit verbessern. Sowohl bei den Shootings für den deutschen Modellwettbewerb als auch bei einem der BBC-Shootings wurde darauf geachtet, die Behinderung teilweise zu kaschieren. In der BBC-Serie kritisiert das immerhin eines der Jurymitglieder, die selber Rollstuhlfahrerin ist. Damit macht man aus behinderten Frauen nicht behinderte Frauen und das war’s dann mit den Vorbildern und dem veränderten Blickwinkel.



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