Britische vs. Deutsche Gebärdensprache

Christiane Link

Erst einmal Entschuldigung, dass ich so lange nichts geschrieben habe, aber mein Freund und ich haben seit Weihnachten eine kleine Krankenhaus-Tournee unternommen und kennen bald jeden Gastroendrologen in dieser schönen Stadt. Mir geht es gut, aber mein Freund wird diese Woche operiert – endlich! Ich hoffe, 2010 wird besser als es angefangen hat und als 2009 endete.

Seit November lerne ich British Sign Language (Britische Gebärdensprache) an der Citylit in London. Ich habe in Deutschland schon Deutsche Gebärdensprache (DGS) gelernt (DGS1), kann mich aber jetzt davon überzeugen, dass es wirklich stimmt: Gebärdensprachen sind nicht international. Sie sind teilweise sogar grundverschieden.

Die Britische Gebärdensprache unterscheidet sich schon beim Fingeralphabet von vielen anderen Gebärdensprachen. Die Briten gebärden das Alphabet mit zwei Händen. Die Deutschen nur mit einer.

Der Kurs, den ich besuche, hat ziemlich hohe Anforderungen. De facto muss man jede Woche da sein und zu Hause wirklich lernen, sonst verpasst man den Anschluss. Die Prüfungen werden von einer landesweiten Zertifizierungsstelle abgenommen. Bei meiner ersten Prüfung habe ich einen Fehler gemacht: Ich habe vor Aufregung das deutsche Fingeralphabet für ein Wort benutzt statt das britische. Und auch ansonsten muss ich aufpassen, nicht alles zu mischen. Am Anfang habe ich die Vokabeln auf Deutsch gelernt, aber britische Gebärden dazu gemacht. Das konnte nicht gut gehen: Wie soll das Hirn kapieren, dass Gemüse mit V auf dem Arm gebärdet wird (V für Vegetable) etc.
Das habe ich mir jetzt abgewöhnt und lerne die Vokabeln auf Englisch.

Heute hatte ich meine zweite von drei Prüfungen in diesem Semester. Es ging darum, zu verstehen, was die Prüferin gebärdet und das zu wiederholen und gleichzeitig selber möglichst viel zu gebärden. Je mehr Vokabeln man kann, umso besser. Man konnte sich das Thema unter drei Themen aussuchen. Ich habe „Meine Familie“ gewählt. Da konnte ich die meisten Vokabeln (Wie sehen die Familienmitglieder aus? Wo wohnen sie? Was sind ihre Hobbys?).

Ganz spannend sind auch die Kursteilnehmer. Rund die Hälfte der 18 Leute ist nicht britischer Herkunft, lernt also von einer Fremdsprache in die andere zu übersetzen – genauso wie ich. Wir haben halb Europa im Kurs (Deutschland, Niederlande, Frankreich, Italien) plus eine Iranerin, einen Iraker, jemand aus dem Sudan, eine Marokkanerin und eine Amerikanerin. Typisch London eben!

Ich hab noch keine Ahnung, was ich mit meiner neuen Sprache anfangen werde. Ich lerne das so schnell wie niemals eine Fremdsprache zuvor. Wäre also schade, es nicht zu nutzen. Ich habe mich jetzt für BSL2 angemeldet und habe auch die Aufnahmeprüfung bestanden. BSL3 führt schon zur Dolmetscherausbildung. Ich werde wohl immer irgendwie Journalistin bleiben, aber ich kenne auch Flugbegleiter, die nebenbei dolmetschen. Warum also nicht? Es gibt im ganzen Land derzeit nur rund 400 BSL-Dolmetscher.



Großartig! Als nächstes vollständige Kasse für vollen Zugriff auf Behindertenparkplatz
Willkommen zurück! Sie haben sich erfolgreich angemeldet
Sie haben Behindertenparkplatz erfolgreich abonniert
Erfolg! Ihr Konto ist vollständig aktiviert, Sie haben jetzt Zugriff auf alle Inhalte
Erfolg! Ihre Zahlungsinformationen wurden aktualisiert
Ihre Abrechnung wurde nicht aktualisiert