Ich kann gar nicht glauben, dass dieses absolute megahammertolle Jahr 2012 in weniger als 24 Stunden vorbei sein soll. Das war mit Abstand das ereignisreichste und tollste Jahr meines Lebens – und wer mich kennt, weiß, dass ich vorher auch kein Kind von Traurigkeit war.
Natürlich waren die Olympischen und Paralympischen Spiele ein Erlebnis, das sehr schwer zu toppen sein wird. Ich sitze immer noch quiekend vor dem Fernseher, wenn ein Ausschnitt der Eröffnungsfeier gezeigt wird. Ich glaube, das wird auch noch eine Weile so bleiben. Ich bin immer noch stolz, mit Danny Boyle gearbeitet zu haben, der gerade einen Ritterschlag durch die Queen abgelehnt hat.
Es war einfach eine ganz tolle Zeit, diese „größte Show“ der Welt vorzubereiten. Ich war gerade mit einem Großteil „meines Bettes“ – also der Gruppe mit der ich als Krankenschwester um ein Bett getanzt habe – zum Weihnachtsessen und wir waren uns alle einig, was für ein unglaubliches Glück wir hatten, dabei gewesen zu sein und dann noch in einer so tollen Rolle.
Zwei Choreographen von London2012 Ceremonies haben die „Post Olympic Dance Group“ (POD) gegründet, in der ich seit Sommer tanze. Das ist ein richtig tolles Projekt, an dem etwa 200 ehemalige Ceremonies-Tänzer teilnehmen – aus allen vier Ceremonies ganz unterschiedliche Leute. Ich bin übrigens die einzige Rollstuhlfahrerin und es macht viel Spaß. Unser erster Auftritt war zum Auftakt der Weihnachtsshopping-Saison auf der Kreuzung Oxford Street / Regent Street zusammen mit McFly.
Überhaupt kann ich mich über mangelnde Bühnenpräsenz dieses Jahr nicht beklagen. Das Jahr endete mit einem Konzert in der Royal Albert Hall. Über meinen Chor, mit dem ich auch bei der Paralympics Opening Ceremony gesungen habe und der im März ein Konzert in der Royal Festival Hall gegeben hat, bekam ich eine E-Mail, ob einige von uns Lust hätten, bei einem Wohltätigkeitskonzert in der Royal Albert Hall zu singen. Ich habe sofort zugesagt. Die Royal Albert Hall ist mein Lieblingskonzertsaal und ich fand toll, da mal auf der Bühne zu stehen. Das war ein super Abschluss des Jahres.
Auch erfreulich ist, dass ich nur eine Woche vor Weihnachten meine Zeitung verkauft habe. Ich habe fünf Jahre lang die einzige deutschsprachige Zeitung in Großbritannien herausgegeben. Ich hatte nach diesem so ereignisreichen Jahr das Gefühl, dass es Zeit ist, die Zeitung abzugeben. Ich fühle mich nicht mehr als Einwanderin, ich bin Teil der britischen Gesellschaft geworden und wenn dann jemand da ist, der die Zeitung gerne übernehmen würde, umso besser.
Aber keine Angst, mir wird nicht langweilig 2013. Ich habe die letzten Jahre schon für deutsche Medien gearbeitet und aus UK berichtet, vor allem für die Nachrichtenagentur epd. Und wenn die britische Regierung weiter um die Homo-Ehe streitet, ein Untersuchungsausschuss nach dem anderen Medienskandale unter die Lupe nimmt und die Church of England zum x-ten Mal Frauen als Bischöfe ablehnt, gehen mir auch die Themen nicht aus.
Außerdem bin ich seit ein paar Wochen im Vorstand von „Transport for All„, einer Organisation, die sich für barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel in London einsetzt und den Verkehrsunternehmen ordentlich Dampf macht.
Was wünsche ich mir für 2013?
Dass die Post Olympic Depression nicht gar so schlimm wird – weder für UK und noch für mich persönlich. Und dass es weniger regnet als 2012. Und dass ich genauso viele nette Stunden mit tollen Menschen verbringen kann wie 2012. Am besten sogar mehr.