Mit Freunde habe ich die Berichterstattung zum Munoz-Bericht verfolgt. Da sagt doch der UN-Sonderberichterstatter, das deutsche Schulsystem schließe Migrantenkinder und Kinder mit Behinderungen aus. Kurzum, ich finde der Mann hat recht: Nur 12 Prozent aller behinderten Kinder in Deutschland besuchen eine Regelschule. Der Rest geht in Sonderschulen. In „Blindenschulen“, „Körperbehindertenschulen“, „Gehörlosenschulen“, „Geistigbehindertenschulen“ und was es sonst noch so gibt. Und wer als Eltern eines behinderten Kindes möchte, dass das Kind in eine Regelschule geht, hat einen langen Kampf vor sich. Und dann hört es ja nicht auf: Als ich in der Orientierungsstufe war (so hieß die 5. und 6. Klasse in meiner Gesamtschule) sollte ich keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen, obwohl ich ein gute Schülerin war. Der Grund: Der Realschulzweig war nicht ausgelastet und der Leiter dieses Zweiges war der Auffassung, dass ich ja eh kein Abitur brauche. Eine couragierte Lehrerin erzählte das meinen Eltern. Der Lehrer hatte das in einer Lehrerkonferenz gesagt. Und ich kenne viele „Kinder“ von Ausländerfamilien, die eine ähnliche Geschichte zu erzählen haben.
So lange wir es nicht schaffen, behinderte Kinder in die Gesellschaft zu integrieren, das heißt mit allen anderen Kindern in die Schule zu schicken und ihnen eine optimale Förderung zu geben, werden wir es auch nie schaffen, Erwachsene mit einer Behinderung wirklich teilhaben zu lassen. Was Hänschen nicht lernt… Und wer wissen will, wer an der Misere schuld ist, muss sich nur mal die Reaktionen durchlesen. Getretene Hunde jaulen, habe ich beim Lesen der Artikel oft gedacht. Es gibt kaum eine Berufsgruppe in Deutschland, die in den vergangenen Jahrzehnten mehr zur Aussonderung behinderter Menschen beigetragen hat als die der Lehrer (ich weiß natürlich, dass es auch sehr engagierte Lehrer gibt).
Ich erwarte von den Lehrergewerkschaften mal ein vernünftiges Papier zur Integration behinderter Schüler. Und zwar in dem nicht nur darüber gejammert wird, welch Belastung behinderte Schüler in einer Klasse für den Lehrer doch sind und wie viel Zusatzarbeit das erfordert. Sondern in dem vielleicht mal was von „Bereicherung“ steht. Es ist nie zu spät, vergangene Fehler zu reflektieren und umzusteuern. Dazu gehört dann auch, dass Sonderpädagogen ihren Fuß über die Schwelle einer Regelschule heben müssen und es wirklich um individuellen Förderbedarf geht und nicht um das „Was für A gut ist, muss auch für B richtig sein“-Prinzip.