Ich war vor kurzem das erste Mal in Number 10 Downing Street zu Gast. Anlass war der Besuch von Angela Merkel in London. Nach einem Treffen traten Gordon Brown und Angela Merkel vor die Presse in Number 10.
Ich hatte mich über die Deutsche Botschaft akkreditiert und man hatte mir versichert, ich käme zur Pressekonferenz. Ich wusste, dass das Gebäude sehr alt ist und viele Ebenen hat und die Pressekonferenz im 1. Stock sein sollte. Ich war also gespannt – nicht nur auf Gordon Brown und Angela Merkel – sondern vor allem, ob ich da überhaupt hinkommen werde.
Schon auf der Straße vor den Sicherheitsabsperrungen sprach mit ein Polizist an, ob ich Ms. Link sei. Er würde mich ins Gebäude geleiten. Ich ging nicht durch die Fußgängerschleuse und die Sicherheitskontrolle in die Downing Street, sondern man öffnete mir die Autozufahrt.
Vor Number 10 angekommen kamen die Sicherheitsleute auch gleich raus und legten zwei Rampen an den Eingang und in Windeseile stand ich also im Gebäude – aber ich war ja noch nicht im Saal.
Wir mussten unsere Handys abgeben und dann begleitete mich ein Mitarbeiter zum Fahrstuhl. Dieses altehrwürdige Gebäude hat tatsächlich einen nachgerüsteten Fahrstuhl. Der ist zwar winzig, aber ich passte rein. Im ersten Stock angekommen standen wir in einem schmalen Flur mit dicken Teppichen, wertvollem Dekor in durch und durch britischem Design. Und wir standen vor fünf Stufen. Aber es gab einen Treppenlift. Einen Treppenlift in einem schmalen Flur in diesem altehrwürdigen Haus. „Denkmalschutz“ kam mir in den Sinn, aber der Lift brachte mich auf die Ebene, auf der die Pressekonferenz stattfand und wo Gordon Brown und Angela Merkel gerade ihr Treffen hatten.
Ein Mitarbeiter entschuldigte sich dafür, dass ich jetzt durch die Küche musste. Denn wir kamen nicht durch den Haupteingang in den Saal, sondern von hinten. In der winzigen Küche waren gerade viele helfende Hände dabei, die Küche aufzuräumen, nachdem sie wahrscheinlich gerade den Tee serviert hatten. Durch die Küche kamen wir in einen anderen Saal und standen dort vor zwei Flügeltüren. Der Mitarbeiter öffnete die Türen und wir fanden uns hinter den Rednerpulten wieder, hinter denen anschließend die beiden zur Presse sprechen würden. Vorbei an den Pulten kam ich in den Saal – ohne eine einzige Stufe und ich hatte auch gleich ein bisschen mehr von Number 10 gesehen.
Die Zugänglichkeit von Number 10 war übrigens bereits Thema einer Petition. Es wurde kritisiert, dass man auf mobile Rampen angewiesen ist, wenn man ins Gebäude möchte. Die Regierung hat mitgeteilt, die Entfernung der Stufe am Eingang und andere Maßnahmen zu prüfen.
Das Bundeskanzleramt in Berlin ist übrigens auch barrierefrei.
Update August 2011: Ich habe die Kommentare jetzt geschlossen, weil der Beitrag ziemlich zugespamt wird.