Fragebogen-Wahn

Christiane Link

In Deutschland treibt der Fragebogen-Wahn immer buntere Blüten. Nachdem wir ja nun verstanden haben, dass man schon wissen muss, was Caspar David Friedrich so gemalt hat, wenn man einen deutschen Pass haben will, lehrt uns jetzt das Land Baden-Württemberg, dass man nur genug Fragen stellen muss, um ein Kind auf die Sonderschule zu schicken.

Der Entwurf eines neuen Fragebogens zur Schuleingangsuntersuchung in Baden-Württemberg treibt den Landeselternbeirat Baden-Württemberg sowie die Initiative Gemeinsam leben – gemeinsam lernen auf die Barrikaden. Um herauszufinden, ob ein Förderbedarf besteht (hat den nicht jedes Kind?), wird zum Beispiel gefragt, ob in der Familie geraucht wird, ob Familienmitglieder gesundheitliche Probleme haben etc. Aber auch nach Schichtarbeit der Eltern oder dem Bildungsstand der Familie wird gefragt. Und das bei einer Schuleingangsuntersuchung, die unter anderem feststellen soll, ob das Kind auf die Sonderschule muss – und dass auch nur, weil wir es immer noch nicht schaffen, alle Kinder individuell zu fördern. Mir war nicht bekannt, dass es schon Sonderschulen für Raucherkinder und für Kinder von Schichtarbeitern gibt. Was ist denn das für eine Selektion! Und warum müssen die Eltern über ihre gesundheitlichen Probleme Auskunft geben? Wer vom Gesundheitszustand der Eltern auf die Leistungsfähigkeit des Nachwuchses schließen will, muss sich mal fragen, ob bei ihm noch alles in Ordnung ist. Der Datenschutzbeauftragte kritisiert in einer Stellungnahme diese Datensammlerei von Kindern und Eltern.

Meine Lieblingsfrage ist die, ob das Kind gerne Süßigkeiten teilt. Welche Antwort ist da nur die richtige? Teilt das Kind die Süßigkeiten gerne, ist es vielleicht desinteressiert oder hat Süßigkeiten im Überfluss. Teilt es nicht, ist egoistisch. Nur was hat das denn mit der Schuleignung zu tun? Ich bin nur froh, dass ich die Schulzeit so unbeschadet überstanden habe. Bei den Fragebögen wäre ich durchgefallen – schon wegen der Süßigkeiten.



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