Ich hatte ja heute mein berüchtigtes Interview, um eine National Insurance Number (NINO) zu bekommen. Jeder, der nach England einwandert und hier arbeitet, muss das über sich ergehen lassen. Dafür muss man zuerst bei einer Hotline anrufen und viele Fragen beantworten. Dann bekommt man einen Termin zugewiesen, den man wahrnehmen muss. Mein Termin war eben heute. Ich hatte bei dem Telefoninterview schon gesagt, dass ich ein barrierefreies Office brauche und das hat auch geklappt.
Ich kam dort an und bin an die Rezeption. Es war gerade Mittagspause, aber ich war sehr erfreut, dass ich auf der Namensliste der Frau stand. Ich sollte warten. Um Punkt 13.30 Uhr fielen noch ca. 20 andere Leute in den etwas zu groß geratenen Vorraum ein. Es gab zwar viel Platz aber nur etwa vier Sitzplätze auf einer Couch. Die Mehrheit der Wartenden waren aus Polen. Wir standen alle ziemlich dumm rum bis drei der Wartenden im unteren Bereich ein weiteres Sofa entdeckten und es in Beschlag nahmen. Sie hatten wohl nicht mit dem Security-Menschen gerechnet, der sie anpfiff, sie sollen oben und stehen bleiben. Danach rührte sich keiner mehr.
Dann wurden Namen ausgerufen, darunter auch meiner. Ich sollte mich an der Rezeption im ersten Stock melden. Das habe ich auch getan und musste dann wieder warten. Irgendwann kam ein Rapper mit McDonalds-Tüte und Cola in der Hand in den Raum und ich dachte noch „Der ist ja mutig, hier so aufzukreuzen“, bis ich verstand, dass das einer der Bearbeiter war.
Ich hatte zuvor einen Bogen bekommen, auf dem alle meine Antworten aus dem Telefoninterview vermerkt waren. Eine indischstämmige Mitarbeiterin rief mich auf und ich bekam ein wenig Bammel. Ich kann zwei Akzente im Englischen sehr schlecht verstehen, wenn sie stark ausgeprägt sind: Den von indischstämmigen Menschen und den von Leuten aus Nigeria. Da tue ich mir schwer mit und ich hatte Angst, die Frau bei dem Interview nicht zu verstehen. Ich musste auch wirklich oft nachfragen, aber letztendlich war es okay. Das Interview bestand darin, die Fragen, die mir am Telefon bereits gestellt wurden, noch einmal zu stellen. Die Antworten wurden dann per Hand auf einen anderen Bogen eingetragen – und das, obwohl der andere Erfassungsbogen ausgedruckt ja bereits vorlag. Zusätzlich wurde ich über meine Aufenthalte in England befragt. Wann ich denn das erste Mal in England gewesen sei in meinem Leben. Ich antwortete wahrheitsgemäss „Mit 15 zum Sprachkurs in Oxford.“ Fragt die Bearbeiterin: „Hatten Sie damals geschäftliche Interessen?“ Nein, ich hatte mit 15 keine geschäftlichen Interessen in England.
Dann entdeckte sie meinen Arbeitgeber und fragte mich strahlend, ob ich Journalistin sei. Das bejahte ich und damit wendete sich das bislang etwas zäh verlaufende Interview. Alles war plötzlich kein Problem mehr. Ich musste noch die Namen meiner Eltern aufschreiben und erklären, was das ß in meiner deutschen Adresse für ein komischer Buchstabe ist und ich war entlassen. Über eine Stunde hat es dennoch gedauert. In spätestens sechs Wochen habe ich die NINO, hat sie mir versprochen.