In Pantoffeln zum Gepäckband

Christiane Link

Liebe Organisationstalente vom Flughafen Düsseldorf,

stellt Euch vor, ein Flughafen würde von seinen Fluggästen verlangen, die Schuhe beim Check-In abzugeben und die Passagiere müssten stattdessen in Pantoffeln zum Gate gehen. Stellt Euch zudem vor, dass sie den Fluggästen für dieses Prozedere nicht Pantoffeln in ihren Größen geben, sondern alle mit Pantoffeln der Schuhgröße 44 zum Flugzeug schlurfen müssen. Stellt Euch weiter vor, dass sie das nicht nur beim Abflug machen, sondern auch bei der Ankunft. Bei der Ankunft kriegen die Passagiere ihre Schuhe erst am Gepäckband wieder. „Unerhört“ werdet Ihr jetzt sagen. Und „sowas würden wir nie tun“.

Ja, unerhört finde ich das auch. Aber genau das macht Ihr. Nicht mit Passagieren, die Schuhe anhaben, aber mit Rollstuhlfahrern. Denen gebt Ihr den eigenen Rollstuhl nicht am Flugzeug. Nein, nein. Ihr setzt sie in einen flughafeneigenen Rollstuhl. Mit dem müssen sie dann zur Gepäckausgabe rollen bzw. sich schieben lassen. Denn der Rollstuhl ist so schlecht, dass nur wenige selbst mit dem Ding fahren können. Dass das an mehr als 40 Flughäfen, die ich weltweit kenne, ganz anders läuft, interessiert Euch nicht. Rollstuhl ist Rollstuhl, denkt Ihr. Ist aber nicht so.

Die Krankenkassen zahlen zwar immer weniger, aber eines zahlen sie: auf behinderte Menschen angepasste Rollstühle, wenn das denn nötig ist. Und warum? Weil die Krankenkassen, im Gegensatz zu Euch, begriffen haben, dass angepasste Rollstühle zum Beispiel Druckstellen verhindern und viele behinderte Menschen auch nur in ihren eigenen Rollstühlen sitzen können. Für viele Menschen ist es sogar schmerzhaft und äußerst unangenehm, in einem nicht angepassten Rollstuhl zu sitzen. Es ist einfach ein Unterschied, ob jemand einfach aus Altersgründen nicht so weit laufen kann oder querschnittgelähmt ist, MS oder sonst was hat.

Ihr aber erklärt mir, dass das alles Sicherheitsgründe habe. Sehr interessant. Worin liegt denn das Sicherheitsrisiko, wenn Ihr mir meinen Rollstuhl, der immerhin schon von Hamburg nach Düsseldorf im Flugzeug war, ans Gate bringt? Meint Ihr ernsthaft irgendwer kommt auf die Idee und fliegt von Hamburg nach Düsseldorf mit Sprengstoff im Rollstuhl und lässt das erst in Eurem schönen Flughafen hochgehen? Einen Eurer Mitarbeiter mit dieser Frage konfrontiert antwortete der: „Ja, aber dann müssen wir den die Treppe hochtragen.“ Richtig. Das müsst Ihr dann auch. So machen das tausende Flughäfen auf der Welt. Ich bin zuversichtlich, dass das auch Eure Mitarbeiter schaffen. Aber Ihr habt sogar noch etwas, was viele andere Flughäfen nicht haben: Fahrstühle zu den Gates in nächster Nähe. Da könnte man die Rollstühle sogar einfach hochfahren.

„Aber der Check-In?“ werdet Ihr jetzt sagen. Wisst Ihr, dass Eure Kollegen in Hamburg, München und anderswo so kleine lustige Staubsauger haben? Damit saugen sie den Rollstuhl ab, legen den Staub unter ein Mikroskop und sehen sofort, ob ich auf Sprengstoff sitze. Das ganze dauert 2 Minuten. Warum in aller Welt schafft Ihr das nicht? Warum laßt Ihr die behinderten Fluggäste in Pantoffeln zum Gate? In Schuhgröße 44?

Habt Ihr eigentlich schonmal vom Behindertengleichstellungsgesetz gehört? Und von der neuen EU-Verordnung, die behinderten Reisenden mehr Rechte einräumt? Nein? Na gut. Mein Anwalt wird Euch das jetzt in aller Ausführlichkeit erklären. Vielleicht versteht Ihr dann, warum es eine bodenlose Frechheit ist, Rollstuhlfahrern die eigenen Rollstühle wegzunehmen.



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