Moni hat Maischberger gesehen. Ich jetzt auch – online. Das, was Moni mit Kälte beschreibt, ist mir schon öfter in dieser Sendung aufgefallen. Und die Kälte hat eine Ursache: die Moderation.
Ich bin Peter Radtke sehr dankbar dafür, dass er in der Mitte der Sendung sagte, dass ihm die „Ausrichtung der Sendung Magenschmerzen“ bereite. Es solle die Botschaft rüberkommen, dass in Deutschland alles so schlecht sei (weil die PID verboten ist, es keine Leihmütter gebe etc.). Die ganze Sendung ist ein oberflächliches Gelaber, die am Ende damit getoppt wird, dass irgendein Klonwissenschaftler verkündet, in drei Jahren könne man Querschnittlähmung heilen. Ich bin in solchen Momenten immer sehr froh, dass ich blogge, dann vergisst man solche Aussagen so schnell nicht – ich komme in drei Jahren nochmal darauf zurück. Diese Heilsversprechen höre ich übrigens schon seit ich denken kann. Darüber rege ich mich nicht mehr auf. Wer sowas glaubt, ist selber schuld.
Was mich viel mehr belastet, sind sind die Stimmungen, die auch schon Moni beschrieb. Da verweist Frau Maischberger auf das gesunde Kind, das fröhlich hinter der Bühne ist, spricht von „genetisch gesund“ und gegenüber Peter Radtke „vom gesunden Standpunkt aus“ – sie meinte, wohl aus der Perspektive von nicht behinderten Menschen. Großartig fand ich, dass sich Radtke dagegen wehrt, wie die ARD ihn ihm Videotext (und auch immer noch online) darstellt. Dort steht, dass er an seiner Behinderung leide. Eine Formulierung, die ganz oben auf den Index deutscher Redaktionen gehört. So lange nicht selber jemand sagt, er leide unter seiner Behinderung, ist es einfach anmaßend und falsch so etwas zu behaupten. Die Mehrheit der behinderten Menschen, die ich kenne, leidet nicht unter ihrer Behinderung. Die leiden eher darunter, dass ihnen jemand unterstellt, sie würden leiden.
Und noch etwas ist mir aufgefallen: Bei Maischberger wurde behindert mit „nicht gesund“ gleichgesetzt, Krankheit mit Behinderung. Alles rein in den Topf. Keine Differenzierung. Nix. Und der Gynäkologe verweist dann noch darauf, dass die Ärztekammer ein Papier in der Schublade habe, das vorschlage, die PID in Grenzen zuzulassen. Bedingung: Schwere Krankheiten (was heißt „schwer“ und meinte er nicht doch Behinderungen?), die nicht therapierbar sind. Die Mehrheit der Behinderungen sind nicht therapierbar. Es würde die PID für die meisten Behinderungen zulassen.
Die Befürworter der PID argumentieren immer, mit Menschen mit Behinderungen, die bereits leben, habe die Diskussion nichts zu tun. Das sehe ich ganz anders, obwohl ich nicht mal eine genetisch bedingte Behinderung habe. Es weht uns ein Wind derzeit entgegen, den muss man erstmal aushalten. Frau Maischberger pustet mit so einer Sendung ganz schön mit. Da wird über das Wert des Lebens mit Behinderung diskutiert. Der gesellschaftliche Druck, habe das Leben so schwer gemacht, wie die Mutter der beiden behinderten Kinder und einem nicht behinderten Kind dank PID in der Sendung sagte. Ja, der gesellschaftliche Druck auf Eltern ist groß, bitte kein behindertes Kind auf die Welt zu bringen und schon gar kein zweites. Sendungen wie Maischberger bauen den mit auf. Aber wenn das das Argument sein soll, keine behinderten Kinder mehr zu bekommen… Es gibt noch ganz andere Gruppen, die im „Supermarkt wie Aliens“ behandelt werden (Zitat aus der Sendung). Sollen Leute anderer Hautfarbe auch keine Kinder mehr kriegen, weil sie „im Supermarkt wie Aliens“ behandelt werden? Wie wäre es, wenn sich mal die Behandlung durch die Umwelt ändert? Nur mal so eine Idee.