Onlinejournalismus

Christiane Link

Ich sitze bei einer Veranstaltung bei Gruner + Jahr in Hamburg, [Stammleser kombinieren jetzt ganz schnell, dass ich heute wieder von London nach Hamburg geflogen bin]. Es referiert unter anderem Paul Brannan, Deputy Editor BBC News website über Citizen Journalism. Die Veranstaltung ist überraschend schlecht besucht, finde ich. Es gibt es ironischerweise kein WLAN im Saal. Ich finde, wer wahrgenommen werden will, egal ob von Bloggern oder Journalisten, sollte seine Veranstalten barrierefrei für diese Zielgruppe machen und das heißt: WLAN. A propos Barrierefreiheit: Ich war noch nie im G+J Auditorium. Aber das ist so ein Saal, in dem Rollstuhlfahrer in der letzten Reihe sitzen müssen. Ich bin ja froh, dass die Zuschauer nicht der Aufforderung gefolgt sind, sich nach vorne zu setzen. Sonst säße ich jetzt alleine in der letzten Reihe. Ich hab schon an der Uni immer gehasst, wenn die Hörsäle nur von hinten zugänglich waren. Ich bin nämlich auch noch stark kurzsichtig und habe dann auf der Leinwand nichts mehr lesen können.

Es wird jemand aus Washington per Videokonferenz geschaltet und es klappt nicht. Die Tonqualität ist grottig, das Bild auch. Es hat etwas von Mondlandung. „Houston, können Sie mich hören?“ Jetzt soll eine Telefonschaltung aufgebaut werden. Auch das geht nicht – es ist besetzt. Loriot hätte seine wahre Freude daran. Die Aktion wird abgebrochen und der Vortrag von Paul Brannan wird vorgezogen – umso besser.

10 000 Mails gehen durchschnittlich am Tag in der Redaktion ein, am 7. Juli, dem Tag der Anschläge in London, waren es 20 000, berichtet Brannan. Zudem werden 200 Bilder von Zuschauern in der Woche eingeschickt, nach den Anschlägen waren es 1000. Zudem gingen 3000 SMS ein. Er zeigt ein Bild eines geköpften Menschen, von dem die Redakteure erst dachten, es sei einer der Täter. Das stellte sich aber als falsch heraus.

BBC zahlt nicht für das eingesandte Material. Das Urheberrecht bleibe bei den Fotografen, sagt Brannan. Jetzt geht es um eine Aktion des Bürgermeisters, der Ideen suchte, die Londoner U-Bahn zu kühlen. Im Sommer sind es dort teilweise 50 Grad. BBC rief dazu auf, Ideen einzuschicken und es kamen lustige Ideen. Er zeigt eine Fotomontage, von einer gefluteten Station, die mit Gondeln wie in Venedig befahren wird. Ein anderes Bild zeigt einen U-Bahn-Wagen mit riesigen Tiefkühlerbsenpackungen auf dem Dach.

So, jetzt habe ich einen Teil verpasst, weil ich gebloggt habe. Es geht jetzt darum, wie man die Echtheit der Bilder, die eingesandt werden, überprüfen kann. Zum Beispiel, danach zu fragen, wieso jemand da war, ob er noch andere Bilder hat etc. Er zeigt weitere Bilder von Helikoptern, die auf der Straße landen, von einem Brand, das man wohl aus einem Flugzeug fotografiert wurde. Nun zeigt er einen Amateurfilm, von einer Explosion von Öltanks. Der Typ im Film sagt „If there are any other explosions, we’re going to die.“. Dann verlassen sie die Szenerie. Es wirkt als hätten sie den Film schon so gefilmt als hätten sie vorgehabt, im Fernsehen zu landen. Die Faszination für das Filmen hätte die Angst überlagert, sagt die Stimme aus dem Off in dem Beitrag, der dann aus dem Amateurmaterial geworden ist. Die Leute im Saal raunen ein wenig.

Brannan zeigt Angebote der Konkurrenz, bei denen man auch seine Fotos, Filme etc. einsenden kann. CNN.com und Scoopt.com. Jetzt wird ein kurzer Film gezeigt. Es geht wieder um die persönlichen Erfahrungen von Leuten am 7. Juli und wie die Leute ihre Bilder eingeschickt haben und sich andere wiederum informieren konnten, was in der Stadt wirklich los ist. Die Frau, die das Bild eingesandt hat, wird per Videokonferenz und WLAN auf der Straße direkt interviewt und berichtet über ihre Erlebnisse. Später führt sie dann ein Videoblog für BBC über die Tage danach und wie sie wieder U-Bahn fährt.

Ein Teil dieses Beitrags wurde beim Speichern leider verschluckt (schlechte UMTS-Verbindung). Deshalb fehlt jetzt die Fragerunde. Sorry!



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