Riskante Mobilität

Christiane Link

Heiko Kunert hat in seinem Blog über die Risiken der Mobilität für behinderte Menschen geschrieben. Eine 64-jährige sehbehinderte Frau in Brandenburg wurde von einem Bus erfasst starb kurz darauf. Im Juni verwechselte eine blinde Münchenerin den Raum zwischen den U-Bahn-Waggons mit der Tür. Der Fahrer bemerkte nichts und fuhr los. Die 28-Jährige war sofort tot. Und in der vergangenen Woche fiel ein 30-jähriger Hamburger auf die U-Bahn-Gleise in der Station Lutterothstraße.

Ich hatte schon seit letzter Woche vor, etwas zu dem Thema zu schreiben. Ich war hier im Einkaufszentrum in Canary Wharf als es einen Feueralarm mit sofortiger Evakuierung des ganzen Zentrums gab. Das Einkaufszentrum liegt unterhalb der Erde. Der Fluchtweg führte also nach oben. Natürlich gehen, wenn es brennt, keine Fahrstühle. Es gehen auch keine Rolltreppen, wie ich jetzt weiß. Es ist nichts passiert, ich habe nicht einmal Rauch gerochen, aber mir war ziemlich schnell klar, dass ich keine gute Chance habe, wenn es wirklich brennt. Auch wenn nur ein Stockwerk zu überwinden ist. Die Menschenmassen waren so groß, ich hätte nicht mal auf dem Hintern nach oben rutschen können. Die hätten mich totgetreten.

Es gab sogar einen Sammelpunkt für Rollstuhlfahrer. Wir „versammelten“ uns zu viert, hatten aber alle nicht das Gefühl, dass unsere Rettung bald bevorstehen würde. Wir waren mehr oder weniger „geparkt“ und aus dem Fluchtweg für die anderen Leute.

Soll ich das jetzt beklagen? Was würde das bringen? Tatsache ist, das Lebensrisiko von vielen behinderten Menschen ist sicherlich höher und man muss es nicht unnötig provozieren. Aber man kann doch auch nicht jeden Tag an irgendwelche Sicherheitsprobleme denken. Ich könnte nicht einmal mehr einkaufen gehen – jedenfalls nicht mehr oberhalb oder unterhalb des Erdgeschosses. Und auch ein blinder Mensch will morgens mit der U-Bahn zur Arbeit fahren und abends in die Kneipe. Das ist es, was Mobilität und Unabhängigkeit bedeutet.

Ich denke, man muss mit einer guten Portion Realismus rangehen. Ich erwarte natürlich, dass die Feuerwehr alles tut, um mich zu retten, aber ich weiß auch, dass es ungleich schwerer ist. Bleibe ich deshalb zu Hause? Nein.



Großartig! Als nächstes vollständige Kasse für vollen Zugriff auf Behindertenparkplatz
Willkommen zurück! Sie haben sich erfolgreich angemeldet
Sie haben Behindertenparkplatz erfolgreich abonniert
Erfolg! Ihr Konto ist vollständig aktiviert, Sie haben jetzt Zugriff auf alle Inhalte
Erfolg! Ihre Zahlungsinformationen wurden aktualisiert
Ihre Abrechnung wurde nicht aktualisiert