Ich fahre jetzt seit ein paar Tagen Auto hier und es ist wirklich nicht so schwer. Ich bin bereits in Australien links gefahren. Allerdings hatte ich dort einen Mietwagen mit dem Lenkrad auf der rechten Seite. Das empfand ich als eigentliche Herausforderung – ich habe immer die Scheibenwischer betätigt, wenn ich abbiegen wollte und wenn es regnete, habe ich erstmal geblinkt.
Hier fahre ich in meinem gut vertrauten Auto und komme klar. Seit gestern tobt in London ein relativ großes Verkehrschaos. Die U-Bahn wird bestreikt, nur wenige Linien sind noch in Betrieb und so fährt der Londoner wohl oder übel mit dem Auto zur Arbeit. Die Folge sind Staus, Staus, Staus. Ich stehe eigentlich mehr als dass ich fahre.
Eine besondere Herausforderung stellen die Regelungen für „Blue Badge Holder“ (blauer Parkausweis) dar. Jeder Bezirk in London hat ihre eigenen Regelungen und man muss immer wissen, wo man sich gerade befindet. Während mein Bezirk Ealing mich im überall kostenlos parken lässt, darf ich in Westminster nicht einmal jeden Behindertenparkplatz nutzen.
Wie in Deutschland kann man beim Bezirk einen personenbezogenen Behindertenparkplatz beantragen, wenn man keinen geeigneten Parkplatz zur Verfügung hat. Nur hier sind diese Parkplätze nicht wirklich personenbezogen, wie ich schon erfahren habe. Ich war am Montag in einem Kurs in Islington (auch ein Bezirk). Ich hatte mir vorher in der Internetdatenbank den nächsten Behindertenparkplatz rausgesucht (ja, sowas geht hier!) und er war tatsächlich frei. Als ich am Ende des Tages kam ich zu meinem Auto und fand ein Schreiben an der Windschutzscheibe. Ich dachte noch: „Klasse, zum ersten Mal geparkt und prompt einen Strafzettel.“ Aber so war es nicht.
Auf dem Papier stand:
„This parking space has been provided for me by Islington council as I need to park outside my front door. I would be grateful therefore if you did not park here. As a Blue Badge holder you are entitled to park in a residents‘ parking bay for an unlimited amount of time so perhaps you could park in one of those in future. P.S.: I’d be grateful if you could knock on my door when you leave so that I can move my car back into my space. Thanks.“
Ich habe dann also an die Tür geklopft und hörte mir das Klagen einer Rollstuhlfahrerin an. Ich hätte zwar juristisch korrekt geparkt und könne es auch nicht wissen, aber sie brauche den Parkplatz. Ihr Bezirk vergebe aber keine Parkplatznummern wie andere Bezirke. Also jeder Besitzer eines Parkausweises darf auf „ihrem“ Parkplatz parken. Definitiv eine bescheuerte Regelung. Ich konnte den Ärger der Frau verstehen. Und ich habe unterdessen noch mehr Parkplätze entdeckt von denen ich annehme, das sie eigentlich für jemanden eingerichtet wurden, aber ich dort auch parken dürfte – unbefristet übrigens.
Ich muss zusammenfassend sagen, dass die Regelungen für Parkausweisbesitzer in Deutschland zum einen einheitlich und teilweise auch durchdachter sind. Dafür sind hier die Parkplätze so gut wie nie von Nichtbehinderten besetzt und wenn wird es teuer. Ich bin gespannt, ob ich das in ein paar Monaten immer noch sage.