Es ist sehr interessant für mich, einen Wahlabend im Ausland zu erleben und zu beobachten, dass die FPÖ und die BZÖ offensichtlich salonfähig sind. Die dürfen alles erzählen, kritische Fragen hat sich keiner vorher ausgedacht. Dabei könnte man doch nach x Jahren journalistischer Erfahrung mit diesen Leuten annehmen, dass die österreichischen Journalisten unterdessen gelernt haben, mit ihnen umzugehen. Dass eine Partei mit „Daham statt Islam“ werben kann (Hochdeutsch: Daheim statt Islam), ohne dass das in der Wahlsendung kritisch hinterfragt wird, was so ein platter Spruch soll, finde ich schon interessant.
Dann gab es eine bemerkenswerte Szene mit dem Verlierer Hans-Peter Martin, den ich gestern nacht noch im Hawelka gesehen habe: Martin kritisiert bei der Liveschaltung den ORF, der ihn bei der Berichterstattung benachteiligt habe. Statt ihn ausreden zu lassen, zieht die Reporterin ihm das Mikrofon weg und man fragt sich als Unbeteiligte, warum sie das nötig hat. Ich weiß nicht, ob der Vorwurf stimmt, aber jemandem bei Kritik am eigenen Medium mundtot zu machen, ist wohl die schlechteste Variante, mit der Kritik umzugehen. Ausreden lassen und dann das Gesagte widerlegen und widersprechen wäre wohl glaubwürdiger gewesen.
Bedenklich finde ich, dass gar nicht thematisiert wird, wie viele Österreicher rechts außen gewählt haben. Während bei uns ein Aufschrei durchs Land geht, wenn irgendeine Rechts-außen-Partei knapp in ein Landesparlament einzieht, haben sich die Österreicher offensichtlich daran gewöhnt, dass rund 15 Prozent der Wähler rechts wählen – bei Bundeswahlen!