Wie ein Computerspiel

Christiane Link

Ich komme mir manchmal vor wie in einem Computerspiel: Da hat man sich gerade gefreut, das nächste Level erreicht zu haben, da treten im nächsten Level die gleichen Hürden wieder auf, nur ein bisschen höher.

Ich bin gerade in Hannover angekommen und habe schon wieder eine epische Diskussion mit dem Flughafen hinter mir. Warum? Sie weigerten sich, mir meinen Rollstuhl ans Gate zu bringen und wollten mich in einen Flughafenrollstuhl setzen. Genau das gleiche Problem, das ich schon in Düsseldorf, Köln und Martin in Berlin hatte (dort allerdings beim Abflug).

Nun also Hannover. Ich kam an, wurde mit dem Bordrollstuhl nach draußen gebracht und mein Rollstuhl war nicht da. Wo der denn sei, fragte ich. „Der ist im Terminal“, sagte mir der Mitarbeiter der Johanniter. Ich sagte ihm, dass ich mich auf keinen Fall in den Flughafenrollstuhl setzen würde und darauf bestehe, dass mir der Rollstuhl gebracht wird. Der Pilot mischte sich ein: „Das geht in Hannover nicht.“ Ich sagte ihm, dass ich weltweit mehr als 60 Flughäfen kenne und mir nicht klar ist, was an Hannover so besonders sein soll, dass sie das Verfahren, wie es weltweit üblich ist, nicht auch hier gehen sollte.

Ich trat also in einen Sitzstreik. Ich war sehr zuversichtlich, dass sich das Problem recht schnell lösen lassen würde, denn schließlich war es schon nach 23 Uhr und alle wollten nach Hause. Und tatsächlich, ein Mitarbeiter sagte, er würde den Rollstuhl beim Sperrgepäck abholen und nach oben bringen. Er verschwand – und kam 30 Minuten nicht wieder.

Ich hielt einen Kurzvortrag über die neue EU-Richtlinie für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität, über die Gleichstellungsgesetze und über die Wichtigkeit der Hilfsmittel. Die versammelten Mitarbeiter hörten mir zu. Nur der andere Mitarbeiter kam nicht wieder und ich saß wahnsinnig unbequem auf dem Bordrollstuhl. Irgendwann tat mir mein Rücken und mein Po weh.

Da erschien der Mitarbeiter endlich mit meinem Rollstuhl. Auf meine Frage, wo er denn gewesen sei, antwortete er ausweichend. Ein anderer Mitarbeiter fragte ihn, ob er denn nicht im Sperrgepäck gewesen sei. Nein, war er nicht. Die Packer hatten meinen 4000 Euro teuren Rollstuhl einfach aufs Gepäckband gestellt. Da gehört er nicht hin, weil er erstens runter fallen kann und zweitens vielleicht auch andere „Interessenten“ findet.

Nach 30 Minuten saß ich dann endlich in meinem eigenen Rollstuhl und rollte gegenüber ins Flughafenhotel. Und um den Tag noch zu toppen, fand ich mich in einem nicht barrierefreien Zimmer wieder. Wie sich später rausstellte bekam die Frau neben mir an der Rezeption das einzige noch verfügbare barrierefreie Zimmer. Aber auch diese Hürde habe ich erfolgreich überwunden: Ich habe das barrierefreie Zimmer jetzt und die Frau ist in meinem alten. War ansich kein Problem, man musste es nur organisieren und die Frau musste umziehen. Hat sie auch problemlos gemacht.

Also gehts jetzt ins nächste Level: Brief an den Flughafen schreiben. Wär doch gelacht, wenn wir nicht auch noch Hannover umgepolt kriegen.



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