Zwei auf einen Streich

Christiane Link

Heute abend nach Feierabend hatte es endlich aufgehört zu regnen und ich beschloss nach Notting Hill zu fahren. Weil ich dem bewölkten Himmel doch nicht ganz traute, wollte ich mit dem Bus von White City nach Shepherds Bush fahren und dort in den Bus nach Notting Hill umsteigen.

Ein Bus der Linie 220 hielt. Es stiegen viele Leute aus, die in die U-Bahn wollten. Ich hatte dem Fahrer deutlich Handzeichen gegeben, dass ich mitfahren wollte, hatte aber von Anfang an das Gefühl, er ignoriert mich. Und tatsächlich, er machte keine Anstalten, die Rampe an der hinteren Tür auszufahren, sondern ließ stattdessen die Horden an Passagieren einsteigen. Dennoch wäre noch genug Platz für mich gewesen.

Ich versuchte also, Kontakt mit dem Fahrer aufzunehmen, stellte mich an die Vordertür und bat um die Rampe. Er murmelte irgendwas, zeigte auf die Hintertür und ich dachte, er fahre jetzt die Rampe aus. Aber dann passierte folgendes: Der Fahrer schloss die Tür und fuhr davon. Ich war stinksauer und wütend, schrieb mir aber geistesgegenwärtig die Busnummer auf.

Der nächste Bus kam. Diesmal die Linie 72, ein kleiner Bus. Der Fahrer versuchte, die Rampe auszufahren. Nichts passierte. Die Rampe war defekt. Ein Mann, der das Theater mit der 220 schon mitbekommen hatte, half mir in den Bus. Der Bürgersteig an der Haltestelle war zum Glück relativ hoch.

Ich ging was essen und schrieb unterdessen einen Beschwerdebrief an Transport for London. Ein Vorteil hat das ständige Beschwerdebriefe schreiben übrigens: Es trainiert mein Schriftenglisch enorm.

Als ich fertig gegessen und geschrieben hatte nahm ich den Bus zurück nach Shepherds Bush. Weil es unterdessen regnete, entschied ich mich, einmal mehr umzusteigen statt den direkten Bus zu nehmen, der erheblich weiter entfernt von meiner Wohnung hält. Auf der Umsteigelinie fahren nagelneue Busse, die Rampen sind super und ich war zuversichtlich, einigermaßen trocken zu Hause anzukommen.

Ich stieg aus dem modernen Gelenkbus aus und sah, dass ein paar hundert Meter hinter uns bereits die andere Linie fuhr. Die Umsteigezeit war also unter einer Minute, aber ich schaffte es. Die 266 kam, der Fahrer versuchte die Rampe auszufahren. Defekt… Und auch der Gelenkbus fuhr nicht von der Haltestelle weg. Stattdessen stiegen immer mehr Leute aus. Auch dort war die Rampe defekt. Sie ließ sich nicht mehr einfahren. Da standen sie nun: Zwei Busse an einer Haltestelle, beide mit defekten Rampen. Beide bewegungsunfähig. Das war neuer Rekord bei meinem Feldzug durch London.

Der Fahrer der 266 schaffte es, die Rampe wieder reinzuschieben. Der Bürgersteig war aber so niedrig, dass ich ohne Rampe nicht einsteigen konnte. Der Gelenkbus blockierte zudem die eigentliche (höhere) Haltestelle. Ich ließ die 266 weiterfahren und wartete auf die nächste. Der Gelenkbus stand dort immer noch als ich dann endlich mit der nächsten 266 nach Hause fuhr. Wie sagte Verkehrspolitiker Peter Hendy noch auf dem Kongress am Wochenende zu den Rollstuhlfahrern: „Be tolerant.“



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